Was ist eigentlich ein System?
Im Alltagssprech verwenden wir das Wort „System“ meistens, ohne uns tiefergehende Gedanken darüber zu machen, was hinter diesem Begriff steckt. Ab wann können wir eigentlich getrost von „System“ sprechen und wodurch ist ein solches gekennzeichnet? Was alle Systeme eint, unabhängig davon, ob es sich um soziale oder biologische Systeme handelt, ist, dass sie sich nach außen abgrenzen und in ihrem inneren ein gewisses Beziehungsgeflecht zwischen Systembestandteilen aufweisen. In sozialen Systemen sind es beispielsweise Handlungen- oder Kommunikationen, die aneinander Anschluss finden und das jeweilige Systemverhalten prägen. Als systemisch und systemtheoretisch inspirierte Berater geht’s uns immer darum, Muster (sich reproduzierendes Systemverhalten) zu beobachten und sie auf Funktionalität und Dysfunktionalität zu überprüfen.
Systemtheorien
Die eine wahre Systemtheorie gibt es nicht. Sprechen wir Kurswechsler von Systemtheorie, beziehen wir uns auf die neuere soziologische Systemtheorie nach Niklas Luhmann. Wenn wir im allgemeinen Sprachgebrauch von Systemtheorie sprechen, dann wird darunter jedoch eine interdisziplinäre Betrachtungsweise zur Beobachtung und Beschreibung von Systemen gemeint. Ludwig von Bertalaffny war einer der ersten, der gezielt der Frage nachging, wo sich in Biologie, Physik und dem sozialen Zusammenleben gemeinsame Phänomene finden lassen, aus denen sich fachübergreifend lernen ließ. Dabei stieß er auf Phänomene wie Selbstorganisation und Komplexität, die uns bis heute maßgeblich umtreiben. Niklas Luhmann, stark durch die Gedanken des Systemtheoretikers Parsons inspiriert, liefert uns mit seiner soziologischen Systemtheorie eine messerscharfe Navigationshilfe für den Verstand, die im Alltag als Organisationsentwickler dabei unterstützt, auf hilfreiche Fragen zu kommen, die aber keine konkreten Handlungsvorschläge macht. Die Systemtheorie schweigt und genießt, ließe sich sagen.
Systemisches Denken – systemischer Ansatz
Anders sieht es da bei den systemischen Ansätzen aus. Hierbei handelt es sich nicht um eine in sich geschlossene Theorie, sondern um ein Paradigma, dass durch unterschiedliche Theorien, Haltungen, Methoden und Werkzeuge inspiriert ist und im Gegensatz zur Systemtheorie ein eher handlungsleitendes Interesse im Umgang mit sozialen Systemen verfolgt. Hier geht es also insbesondere um konkrete Arbeitsmittel, die in der Praxis herangezogen werden können, um Kommunikationsmuster nicht nur zu beobachten, sondern sie auch zu verändern. Ein Werkzeug, um problembehaftete Muster zu verstören sind beispielsweise die systemischen Fragen. Letztendlich ist systemische Arbeit von den unterschiedlichen Systemtheorien inspiriert. Obwohl beide Begriffe etwas Unterschiedliches meinen, sei an dieser Stelle betont, dass die neuere Systemtheorie und das systemische Denken nichts Gegensätzliches oder sich Ausschließendes darstellen, sondern sich- je nach Gebrauch- sogar äußerst klug ergänzen. Stellen wir Kurswechsler jedenfalls immer wieder fest ????
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